5. Kongress der Gesundheitsnetzwerker: Wo sind die Treiber?

Koordination und Integration, das ist die Aufgabenstellung, der sich die Gesundheitsnetzwerker beim 5. Kongress in Berlin gegenübersehen. Qualität und Sicherheit der Versorgung heißt das Ziel, über das zwei Tage rund 600 Mediziner und Gesundheitsmanager unter dem Aspekt der Netzwerkbildung diskutierten.

Das Auflösen der Sektorengrenzen steht auch beim 5. Kongress der Gesundheitsnetzwerker auf dem Campus der Berliner Charité im Mittelpunkt der Tagung. Dr. Rainer Kern, Mitglied des Vorstandes der Berlin Chemie AG, stellt eingangs heraus, dass neue Versorgungsformen dem Patienten helfen, wenn sie mehr Qualität und Sicherheit bieten. Hier gibt es derzeit –  politisch verursacht, Verunsicherung und Blockaden, so die frühere Staatsministerin und jetzige Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Birgit Fischer. Die Komplexität der Gesundheitsversorgung in Deutschland sei nur mit strukturierten Netzwerken zu bewältigen. Sie fordert: „Politische Entscheidungen müssen die Treiber sein!“

Dem widerspricht ihr Kollege Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der KKH Allianz, der wenig von den parlamentarischen Akteuren einer Politik hält, die „wenig innovativ und visionär mit dem Blick in den Rückspiegel“ gemacht werde. Gleichzeitig bekommen aber auch andere Akteure die Kritik des Kassenkämpfers zu spüren. So die Ärzteschaft: zwei Drittel der Anträge auf Integrierte Versorgung  zielten ab auf „die Optimierung der Honorierung. Hausarztverträge kosten nur mehr Geld und bringen kein Plus an Qualität“, so Kailuweits Verdikt. Umgekehrt beteuert Dr. Klaus Bittmann vom NAV Virchow-Bund stellvertretend für die gescholtenen Mediziner, dass es sich bei den Kollegen in den Netzen um „keine Selbsthilfegruppe“ handelt. Es gehe vielmehr um den unternehmerischen Ausbau der Netzidee „… und das hat nichts mit der jeweiligen politischen Färbung der Regierung zu tun". Vielmehr komme der Widerstand gegen Innovationen aus der Verwurzelung der Akteure in der „alten Welt“, aus dem Konflikt einer zentralistisch gesteuerten Gesundheitsversorgung ohne Regionalbezug. So reibt sich der NAV-Chef an den Körperschaften. Dem stehe der vielfache Wunsch der Kollegen nach Übernahme von Eigenverantwortung gegenüber.

Dr. Bernhard Gibis, Leiter des Dezernats für Versorgungsqualität und Sicherstellung bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), gesteht Strukturprobleme in der Fläche ein und verspricht die Kleinteiligkeit über die Körperschaft zu organisieren. Er warnt gleichzeitig und eindringlich davor, das „wertegestützte Gesundheitssystem“ über Bord zu werfen. Von „einheitlichen Planungsinstrumenten“ hält der Vorstand der Rhönkliniken AG, Dr. Christoph Straub, nichts. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ambulant-stationär werde immer drängender, aber die Anreize würden noch immer „kreuz und quer“ und damit nach wie vor falsch gesetzt. Die Tagung brachte Anregungen und schaffte den Freiraum weiterzudenken, aber Patentlösungen gibt es nicht, so das Resümee.

Quelle: Berlin Chemie AG, Abteilung Gesundheitsmanagement