Gesprächsrunde klein
Haben wir wirklich genügend Ärzte? Dieser Frage gingen Zwickaus Amtsärztin Dr. Carina Pilling, der Facharzt für Allgemeinmedizin Thomas Dürr (2.v.r.) sowie der Verwaltungsleiter der Zwickauer Paracelsusklinik Ralph Ehring (l.) am 18. Februar 2016 nach. Die Gesprächsrunde zur Gesundheitsversorgung im Landkreis Zwickau vervollständigte Erk Scheel, Regionaldirektor Ost der Paracelsuskliniken (r.).

 Die Bevölkerungs- und Altersstruktur des Landkreises (mit insgesamt 325.137 Einwohnern) lässt eine steigende Anzahl ambulanter und stationärer Behandlungen sowie an Pflegebedürftigen erwarten. Derzeit ist jeder 4. Einwohner alter als 65 Jahre, jeder 13. ist älter als 80. Bis 2025 wird der Anteil der über 60-jährigen voraussichtlich auf zirka 45 Prozent steigen. Der Negativsaldo Geburten / Todesfälle beträgt rund 3.000 bis 4.000 Einwohner jährlich. Das heißt: Bis 2025 kann die Gesamtbevölkerung im Kreis auf etwa 300.000 Einwohner absinken. *

Trotz rückläufiger, aber alternder Bevölkerung nimmt sowohl die Anzahl des ambulanten und stationären Pflegepersonals als auch der Krankenhausbetten im Kreis zu (6,4 je 1.000 Einwohner, 2014). Aktuell sind im Landkreis 80 Pflegeheime mit 3.700 Beschäftigten sowie 150 ambulante Pflegedienste um das Wohl bedürftiger Bürger bemüht.

Hinsichtlich der hausärztlichen Versorgung geht die Kassenärztliche Vereinigung von einem Versorgungsgrad über 100 Prozent in den Planungsbereichen Crimmitschau, Glauchau, Hohenstein-Ernstthal, Limbach-Oberfrohna und Werdau aus. In Zwickau dagegen drohe Unterversorgung. Von 162 Allgemeinmedizinern im Kreis sind 74 Ärzte älter als 50 Jahre und 37 älter als 60 Jahre. Neun sind älter als 70 Jahre.

Thomas Dürr bestätigt die hohe Belastung in den Praxen: „Wir arbeiten am Limit. 60 bis 100 Patienten stellen sich täglich vor. Akut Erkrankte werden ohne Termin behandelt. Bei älteren Menschen – Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen – führe ich Hausbesuche durch.“

Mehr Unterstützung für junge Mediziner wünschen sich Erk Scheel und Ralph Ehring. Sie schlagen eine engere Vernetzung zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten vor. Beispielsweise könnten Teilzeitstellen in Kliniken das wirtschaftliche Risiko beim Aufbau der eigenen Praxis minimieren.

Auf weitere Entlastung, in Form einer Asylambulanz, hofft Dr. Carina Pilling. „Ich würde eine solche Einrichtung in Zwickau – nach Dresden, Leipzig und Chemnitz – sehr begrüßen. Das grüne Licht kann jedoch nur vom Staatsministerium für Soziales kommen.“ Kathrin Buschmann

* Flüchtlinge sind in dieser Prognose nicht berücksichtigt.